Die Weiterentwicklung des Notenliniensystems
In unserem herkömmlichen System wird die Tonhöhe exakt und unmissverständlich, die Rhythmik hingegen verschlüsselt dargestellt. Dem Musikneuling gibt das herkömmliche Notenbild keinerlei Hinweise auf Noten- und Pausenlänge. Ein Blick auf bespielte Notenblätter aller Bereiche zeigt den Bedarf an rhythmischer Klarheit. Ob für den Musikunterricht, den Musikverein oder den Musikprofi – in jeder Literatur findet man Anmerkungen zur Verdeutlichung der rhythmischen Struktur.
Die Menschen erschufen Maßeinheiten für den Raum.
Die Menschen erschufen Maßeinheiten für die Zeit.
Zur Messung der Zeit benötigt man eine Uhr, zur Messung des Abstands ein Längenmaß. Niedergeschriebene Musik besteht aus rhythmischen und tonalen Informationen –Tondauer und Tonhöhe. Beides muss gleichermaßen erkannt und beherrscht werden.
Nimmt man die Tonhöhe als Darstellung im Raum (y-Achse) und die Tondauer als Darstellung in der Zeit (x-Achse), kommt man zu folgender Erkenntnis: Die Notenhöhe ist im Notenbild durch das Notenliniensystem deutlich erkennbar. Jede beliebige Note kann durch Abzählen der Linien exakt bestimmt werden. Die Rhythmik hingegen ist durch eine Geheimsprache verschlüsselt, die gleich zu Beginn einer jeden Musikerkarriere ein ziemliches Handicap darstellt. Es sind umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen nötig, um rhythmische Strukturen im Notenbild zu erkennen und sicher umzusetzen.
Folgenden Erklärungsversuch fand ich in einem aktuellen Musikschulbuch für Grundschüler aus dem Jahr 2016 (Rhythmik-Alltag in Musik- und Grundschulen).
„Die ganze Note dauert vier Schläge.
Die halbe Note dauert zwei Schläge.
Die Viertelnote dauert einen Schlag.
Die Achtelnote dauert einen halben Schlag“.
Unser menschliches System kann keine Zeitspannen festlegen, weder halbieren, verdoppeln noch verdreifachen. Dies erwarten wir jedoch von unseren Musikschülern, wenn sie beispielsweise von einem Viertel- auf einen Achtel- oder gar Sechzehntel-Rhythmus wechseln sollen.
In jedem anderen Handwerk benutzt man Hilfsmittel. Was wäre eine Uhr ohne Minuten- und Sekundenzeiger, ein Metermaß ohne Zentimeterangabe?
Versieht man das konventionelle System mit einer zusätzlichen vertikalen Einteilung (TIMELINE), in dem man den kleinsten Notenwert des jeweiligen Liedes durchgehend anzeigt, und gibt man jedem Strich der TIMELINE mittels eines Metronoms ein akustisches Signal, so werden Ton- und Pausenbeginn und die darin enthaltenen Schläge sicht- und hörbar. Das erfolgreiche rhythmische Spiel stellt sich – bei angemessenem Tempo – auch ohne jegliches Fachwissen sofort ein.
Mit dieser Hilfestellung können auch musikalische Anfänger rhythmisch anspruchsvolle Literatur mühelos meistern. Der Lehrplan kann umgeschrieben werden.
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Michael Jäck
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